Autor: Rpbert

Veranstaltungstipp: Die elende Suche nach der „Normalität“

Online-Diskussionsveranstaltung

Dienstag, 10. November 2020, 19.30 Uhr

Einlass ab 19.00 Uhr. Zugang über:

https://meet.gegenargumente-hamburg.de/diskussion7836

Die elende Sehnsucht nach der „Normalität“

treibt viele Zeitgenossen um, die von den staatlich verordneten Anti-Corona-Maßnahmen betroffen sind:
– Da gibt es einige, die sich auf Demonstrationen über staatliche Freiheitsberaubung beschweren, weil sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu hemmen. Was geben die eigentlich über ihre bürgerliche Freiheit zu Protokoll, wenn sie fordern, die „Merkel-Diktatur“ möge ihnen gefälligst wieder erlauben, frei zu sein, damit sie barrierefrei husten können?

– Viel zahlreicher sind die Mitbürger, die durch die staatliche Seuchenpolitik arbeitslos oder auf Kurzarbeit gesetzt werden und infolgedessen mit ihrem Geld noch schlechter auskommen als sonst schon – und sich deshalb die gewohnten Verhältnisse zurück wünschen. Wenn durch einen Ausnahmefall wie die Pandemie von heute auf morgen vom Wohnen bis zum Essen alles in Gefahr gerät: ist da nicht ein wenig Skepsis gegenüber dem bürgerlichen Erwerbsleben angebracht, in dem die ganze Existenz und offenbar auch der Absturz vom Geld abhängt?

– Schließlich nimmt ein Haufen Leute die brutalen Folgen zur Kenntnis, die der „Lockdown“ für die elenden Massen in den sogenannten armen Ländern der Welt hat. Wenn dort, wie es die einschlägigen Berichte vorführen, der Hunger noch schlimmer grassiert als die Seuche: macht das aus dem ohnehin erbärmlichen Leben eine – immerhin – erträgliche Sache, oder wirft das nicht ein Licht auf den brutalen Normalzustand, unter denen die Menschen dort zeitlebens ihre Existenz fristen?

Hier wie dort – vom „Lockdown“ wieder zurück zur „Normalität“?
Auf jeden Fall hätte, wer über heimische wie fremdländische Verhältnisse so denkt, wieder einmal eine Gelegenheit verpasst, aus einer Krise einen richtigen Schluss auf die Welt vor, nach oder ohne Krise zu ziehen.

Lesetipp zum Thema:
Die elende Sehnsucht nach „Normalität“, im GegenStandpunkt 3-20

Flugblatt hier

Plakat hier

 

Online-Diskussionsangebot am 22. September 2020: Der Fleischskandal bei Tönnies u.a.

Diskussionsveranstaltung:
Der Fleischskandal bei Tönnies u.a.

Die seuchenbedingte Neuauflage eines alten Skandals
und was aus ihm wird

Dienstag, 22. September 2020, 19.30 Uhr, online

Einlass ab 19.00 Uhr. Zugang über:

https://meet.gegenargumente-hamburg.de/diskussion2209

hier: Thesen zur Diskussion

Gute Nachrichten inmitten der Corona-Krise für Gewerkschafter, Tierfreunde, Verbraucherschützer und andere kritische Idealisten der Marktwirtschaft!

Seit Jahrzehnten führen sie harsche Kritik an den üblen Zuständen in deutschen Betrieben, die es mit der profitlich betriebenen Fleischverarbeitung längst zu Weltmeistern gebracht haben. Leiharbeit, Tierquälerei oder Gammelfleisch sind Anlass für durchaus unterschiedliche Forderungen, was sich an der Branche zu ändern hätte, damit sie Teil der besseren Welt sein kann, die die Kritiker sich vorstellen.

Widersprochen hat ihnen kaum jemand. Aber sie mussten stets die Erfahrung machen: Die Nachfrage nach den Parolen gegen die „Ausbeutung von Mensch und Tier“ hält sich arg in Grenzen. Im praktischen Gang der Dinge jedenfalls wird von diesen Einwänden nichts abhängig gemacht.

Jetzt aber, in der Corona-Krise, erfahren sie eine ungeahnte Aufmerksamkeit. Alle Übel, die sie schon immer anprangern, werden quer durch Deutschlands Leitmedien zusammengetragen und als „Schweinesystem“ (Der Spiegel 27/2020) abgeurteilt – weil sie sich anlässlich der Ausbrüche bei Westfleisch, Tönnies, Wiesenhof usw. als epidemischer Seuchenherd, als eine Gefährdung der Volksgesundheit, herausstellen. Weiterlesen

Lesetipp: Gegenstandpunkt 3-20

GegenStandpunkt 3-20 ist
am 18. September erschienen

Aus dem Inhalt:

Allenthalben kapitalistische Normalität: Geschäft, Gewalt und jede Menge Moral

Die Pandemie namens Corona war auch im zweiten Quartal 2020 das alles beherrschende Thema, und der das Thema beherrschende Tenor war Die elende Sehnsucht nach ‚Normalität‘. Wie wenig die ‚normalen‘, nämlich hier und weltweit alternativlos herrschenden wirtschaftlichen und politischen Zustände irgendeine Anhänglichkeit oder Sehnsucht verdienen, das zeigt nicht zuletzt der pandemische Ausnahmezustand selbst:

Die öffentliche Debatte um die Frage „Wer oder was ist systemrelevant?“ angesichts von Lock-down-Verfügungen samt Ausnahmen, Sonderschichten samt eventuellen Extravergütungen und einer Runde gratis Wertschätzung für Pflegekräfte etc. war zwar an verlogener Moral nicht zu überbieten. Aber alle wirklichen Schäden und die praktischen Maßnahmen der Obrigkeit machen umso deutlicher: ‚Relevant‘ oder nicht – das entscheidet sich an der Logik marktwirtschaftlicher Normalität. Und die ist nun einmal eine der kapitalistischen Ausbeutung, entsprechender Reichtumsvermehrung auf der einen, einer massenhaften, teils nützlichen, teils bloß unnützen Armut auf der anderen Seite. Daran ändert sich auch in Zeiten der Seuche nichts.

Ein unappetitlich deutliches Beispiel dafür bot Der Fleischskandal. Die zum x-ten Mal ‚aufgedeckten‘ Normalzustände in deutschen Fleischfabriken mit ihren Arbeits-, Lohn- und Behausungsverhältnissen; das nach allen Regeln demokratischer Normalität abgearbeitete Drehbuch fürs öffentliche Auf- und Abregen; bis hin zur epochemachenden Initiative des zuständigen Ministers zur Überführung der Niedriglöhner im Schlachtergewerbe ins Idyll normal sozialversicherungspflichtiger Ausbeutung: Marktwirtschaft & Demokratie normal, also zum Abgewöhnen. Weiterlesen